Interview mit Hauke Diederich vom Stuttgarter…
Der europaweit größte kommunale Innovationsfonds für das Klima geht in die siebte Runde – der Stuttgarter Klima-Innovationsfonds . Bis Ende April können sich Klima‐Projekte in vier Förderlinien bewerben – konkret auf Zuschüsse zwischen 25.000 und einer Million Euro. Auch wir als Klima-Community Stuttgart wurden in unserer Startphase aus dem Fonds supportet. Wir hatten jetzt die Chance, dem Manager des Fonds, Hauke Diederich, unsere Fragen zu stellen. Beim Stichwort Fondsmanager denken viele von uns an Anzugträger, die ihre Trading-Screens im Blick haben. Bei Dir sieht es wahrscheinlich anders aus. Wie muss man sich Deine Arbeit vorstellen? Hauke: Ich trage tatsächlich lieber Kapuzenpullis und einen Anzug habe ich das letzte Mal wohl auf meiner Hochzeit getragen. Aber im Ernst: meine Arbeit ist sehr vielseitig und läuft meistens in Phasen ab. Gerade läuft die heiße Phase der Antragstellung, das heißt ich habe gemeinsam mit meinen Kollegys ein online Tutorial konzipiert und durchgeführt, um möglichst viele Fragen, die immer wieder kommen, für viele Leute auf einen Schlag zu erledigen. Dann hat unser Team derzeit viele persönliche Gespräche mit Antragstellenden, die ihre Idee vorstellen möchten, Tipps zur Antragstellung oder noch weitere Fragen haben. Unser eigentliches "Hauptgeschäft" die Betreuung und Förderung der Projekte tritt in diesen Phasen etwas in den Hintergrund. Für die Förderprojekte müssen wir natürlich in erster Linie sicherstellen, dass die Förderung schnell ausgezahlt werden kann, wenn das Projekt seine Ziele erreicht hat. Dann unterstützen wir aber auch gemeinsam mit dem Kommunikationsteam in der Stabsstelle Klimaschutz die Projekte in ihrer Kommunikation mit unseren Kanälen in sozialen Medien, erstellen Videos von den Projekten und stellen wichtige Verbindungen in die Stadtverwaltung her. Neben diesen Aufgaben, die nah an den Projekten sind, gibt es natürlich noch klassische Projektmanagement-Aufgaben, wie die Budgetplanung und -kontrolle, das Monitoring der Förderprojekte auf unserer online Plattform, die wir laufend weiterentwickeln, die Erstellung von Vorlagen im Gemeinderat und der Austausch mit den Stuttgarter Städträt*innen. Auch Fragen im Zuwendungs- und EU-Beihilferecht müssen geklärt werden für die ich aber auch die Unterstützung einer Anwaltskanzlei habe. Ihr seht: so schnell wird einem nicht langweilig. Aber es bleibt auch immer Zeit für ein Kaffee und ein Späßchen mit den Kolleg*innen :) Wer kann sich alles um eine Förderung bei Euch bewerben? Und was hat es mit den vier Förderlinien auf sich? Hauke: Grundsätzlich fördern wir jede Art von Organisation. Aktuell laufen Förderprojekte sowohl in start-ups, als auch in alteingesessenen Unternehmen, Sport- und anderen Vereinen, Universitäten und Forschungsinstituten. Die vier Förderlinien waren ursprünglich mal drei: je nach Projektgröße erweitert sich auch der geographische Radius, wobei die Umsetzung der Projekte natürlich immer in Stuttgart ist. Kleine Projekte (bis 100.000€ Förderung) müssen aus Stuttgart kommen, mittlere (bis 500.000€) dürfen aus dem Land Baden-Württemberg kommen und für die große Linie (bis 1.000.000€ Förderung) sind sogar Antragstellende aus ganz Europa zugelassen. Nach einem Jahr kam durch eine Kooperation mit einer der größten Naturschutzorganisationen der Welt, The Nature Conservancy, eine weitere Linie dazu, die speziell naturbasierte, grüne Lösungen bis 500.000€ fördert - ebenfalls für Antragstellende in ganz Europa! Einige Interessenten haben sicherlich etwas Respekt vor komplizierten Antragsstellungen. Gibt es eine Möglichkeit, sich vorab mit persönlichen Ansprechpartnern dazu auszutauschen? Viele Organisationen stellen bei uns zum ersten Mal einen Antrag auf öffentliche Fördermittel. Das haben wir schon bei der Konzeption bedacht und den Antragsprozess möglichst schlank gehalten. Es wird auch niemand ausgeschlossen, weil eine Anlage vergessen wurde oder ein Feld falsch ausgefüllt wurde. Da fragen wir dann einfach noch einmal nach. Der beste Teil meiner Arbeit ist aber der persönliche Austausch mit den Antragstellenden zu ihren Ideen! Unser Team ist im Vorfeld der Antragsfrist immer zu erreichen, um Projektideen zu diskutieren oder Fragen zu klären. Die häufigsten Fragen haben wir auch schon online gesammelt . Jüngst war in der „Stuttgarter Zeitung“ von Kritik an der ergebnisbasierten Förderrichtlinie des Fonds zu lesen. Was entgegnest Du den Kritikern? Der Klima-Innovationsfonds fördert ergebnisbasiert, das heißt, dass die Förderung erst ausgezahlt wird, wenn vorher festgelegte Ergebnisse erreicht wurden. Das heißt natürlich, dass man vorher überlegen muss wie man die erste Zeit ohne Förderung überbrücken kann und darauf achten muss, dass die versprochenen Ziele realistisch sind. Für uns überwiegen aber die Vorteile: die Projekte sind freier in ihrer Mittelverwendung, das heißt wie sie die Ziele erreichen. Ein weiterer Vorteil ist das einfache Reporting und die Abrechnung: wenn ein Meilenstein erreicht wurde, muss das nur nachgewiesen und die Kosten plausibilisiert werden. Längliche Berichte, die am Ende niemand liest, entfallen, müssen erst gar nicht geschrieben werden. Aus Projekten wurde uns auch widergespiegelt, dass der Finanzierungsmodus dazu geführt hat, dass man sich nach jedem Meilenstein hinsetzt und überlegt, ob es überhaupt realistisch ist das nächste Ziel zu erreichen, bevor man Geld, Arbeitskraft und oft auch viel Herzblut investiert - und wenn es nicht realistisch ist, kann man rechtzeitig die Reißleine ziehen und das Gespräch mit uns suchen. Dennoch ist die ergebnisbasierte Finanzierung natürlich ein Punkt, den wir von Anfang an und auch noch jetzt kontrovers im Team diskutieren. Derzeit wird der Klima-Innovationsfonds von einem externen Beratungsteam evaluiert und wie haben sie gebeten den Punkt noch einmal genau zu analysieren. Gibt es ein von Euch gefördertes Projekt, dass Dir besonders am Herzen liegt? Das eine "Lieblings-Projekt" habe ich nicht. Ich freue mich aber immer sehr, wenn unsere Projekte viele Menschen erreichen oder unsere Förderung dazu führt, dass Projekte skaliert werden können oder ausgezeichnet werden. Die Sportvereinigung Feuerbach wurde zum Beispiel Ende letzten Jahres auch wegen des Projekts " Klimafit " mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet und das start-up variolytics wurde mit ihrem " Emission Control "-System für Kläranlagen in den Accelerator der European Innovation Council aufgenommen. Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast! Bild vom Team des Stuttgarter Klima-Innovationsfonds - Hauke Diederich seht ihr auf der rechten Seite (C) Jan Kohlmeyer